Der Bentheimer Wald

Diese alte Hainbuche wurde 2008 nach Jahrzehnten erstmals wieder geschneitelt.

Weiter geht die Reise in den Bentheimer Wald. Mit ihm hat auch die Grafschaft Bentheim einen überregional bekannten Hudewald zu bieten. Er wurde spätestens  seit der ersten schriftlichen Überlieferung im 14. Jahrhundert als Hudewald genutzt. So wurden beispielsweise zu Beginn des 16. Jahrhunderts bis zu 3500 Schweine jährlich in der zweiten Oktoberwoche eingetrieben. Zu Zeiten, in denen der Bentheimer Wald nicht zur Schweinemast genutzt wurde, konnten besonders Lichtungen und von geringem Baumwuchs gekennzeichneten Randgebiete des Waldes als Weidefläche genutzt werden. 1885 wurden nachweislich für acht Monate 900 Kühe und 1200 Schafe eingetrieben. Hinzu kamen noch Pferde, Ziegen und Gänse.

Das Laub der Hainbuchen, die im „Kopfholzbetrieb“ durch Schneiden der Baumkrone genutzt wurden, lieferte zusätzlich ein begehrtes Futter. Die Kombination der Waldweide und der Schneitelung von Hainbuchen auf der gleichen Fläche stellt kulturhistorisch über die Region hinaus eine Besonderheit dar.

Der Unterschied zum Borkener Paradies besteht vor allem in einer langen Nutzungspause. Mehr als 100 Jahre lang legte der Mensche in Bentheim keine Hand mehr an die Säge, um einen Baum zu schneiteln; Vieh wird ebenfalls seit Jahrzehnten nicht mehr eingetrieben. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz hat jetzt gemeinsam mit dem Besitzer, dem Fürsten zu Bentheim, und dem Tierpark Nordhorn als Projektpartner ein Pilotprojekt gestartet und  alte Bäume nach Art der Vorfahren beschnitten.

In die so vorbereiteten Waldabschnitte sind vor einigen Jahren Rinder, Bentheimer Landschafe und Ziegen eingetrieben worden. Sie sorgen nun im Sommer dafür, dass das Hudemosaik wieder in Gang kommt.